Die Spirituelle Linie von Usui Shiki Ryoho: Ein kurzer Blick auf die Träger*innen der Linie
Johannes Reindl

Johannes wurde im Oktober 1977 in Linz, Österreich geboren und wuchs in einem kleinen Dorf in der Nähe auf.
Durch die beste Freundin seiner Eltern kam er schon in jungen Jahren mit Reiki in Berührung. Da er wissen wollte, was Reiki ist, beschloss er, wenn er einmal erwachsen sei, das zu tun, was diese beste Freundin tut.
Später, im Alter von 17 Jahren erlernte er Reiki und fühlte, was viele von uns fühlen, wenn sie Reiki lernen: “Ich bin zu Hause.” Er fuhr fort, Reiki zu praktizieren und ein Jahr später erlernte er den 2. Grad. Noch ein paar Jahre später kam er in Kontakt mit der globalen Reiki-Gemeinschaft und nahm an dem Ki-Aikido-Seminar “Weg zur Harmonie” mit Paul Mitchell in Wettenbostel, Deutschland, teil. Dort lernte er Phyllis Furumoto während eines Reiki-Sommer-Camps kennen. Da er nicht wusste, was er studieren und welchen Beruf er ergreifen wollte, ließ er sich durch Phyllis’ Bitte inspirieren, für sie als Dolmetscher zu arbeiten. Aufgrund dieser Erfahrung entschloss er sich, zuhause in Österreich eine Ausbildung zum Gebärdensprachedolmetscher zu machen. Nach einigen Jahren des Studiums arbeitete er seither viele Jahre als Dolmetscher für Gebärdensprache und unterrichtete später an der Universität und anderen Institutionen der Berufsbildung für Gebärdensprachedolmetscher*innen in Österreich.
Manchmal, wenn jemand fragt: “Warum hast du so lange gewartet, um Meister zu werden?” antwortet er: “Ich habe nicht gewartet, ich habe praktiziert.” Rückblickend erkennt er, dass die Zeit des Dienens und der Arbeit im Hintergrund als Dolmetscher, Organisator und helfende Hand bei Veranstaltungen des OGM und andern Reiki-Events sowohl Teil seiner Vorbereitung auf die Meisterschaft war als auch die Freude am Dienst für andere zu entdecken.
Nach vielen Jahren des Praktizierens fragte er Phyllis im Oktober 2013, ob er ihr Schüler werden und sich mit ihr auf die Meisterschaft vorbereiten könne. Nach 4 Jahren der Vorbereitung wurde er von Phyllis Furumoto in Kyoto, Japan, als Reiki-Meister eingeweiht. Während der Zeit der Vorbereitung auf die Meisterschaft war er auch Teil des Succession-Core-Team, der Gruppe, die sich mit Phyllis auf den Nachfolgeprozess vorbereitete.
Als Phyllis ihn im Februar 2019 anrief und fragte, ob er nach Arizona kommen könne, um als Dolmetscher für Französisch zu arbeiten, konnte er nicht ahnen, dass Phyllis ihn im März 2019 als ihren Nachfolger als Träger der Linie anerkennen würde. Diese Anerkennung anzunehmen, die Rolle zu übernehmen und die Arbeit seiner Vorgänger*innen in der Spirituellen Linie fortzusetzen, war und ist ein grundlegender Wandel und Wendepunkt in seinem Leben. Um diese Ehre anzunehmen und darin zu wachsen, hält er sich an das, wie er es in seinem 1. Grad-Seminar gelernt hat: “Reiki wird dich auf deinem Weg unterstützen, Reiki wird dich rufen und in Zeiten, in denen du denkst, “das ist zu viel für mich”, wird Reiki dich wachsen lassen und über das hinausführen, was du vielleicht für dich selbst für möglich hältst.”
Phyllis Lei Furumoto, 1948-2019
Phyllis Furumoto, Enkelin von Hawayo Takata und älteste Tochter von Alice Takata Furumoto und Dr. Kiyoshi Furumoto, wuchs in Keosaqua, Iowa, auf. In dieser Gemeinde waren sie die einzige japanische Familie. Phyllis wurde als Kind von ihrer Großmutter in Reiki eingeweiht und hatte die Aufgabe, ihre Großmutter zu behandeln, wann immer sie zu Besuch kam.
Phyllis war ein willensstarkes und rebellisches Kind, das mit der Spannung des Lebens in zwei Kulturen zu kämpfen hatte: Der dominanten amerikanischen Kultur und den japanischen Werten und Traditionen ihrer Familie. In ihren Teenagerjahren lebte sie ein Jahr lang bei ihrer Großmutter. Takata hoffte, Phyllis für ihre Arbeit interessieren zu können. Phyllis hatte damals jedoch kein Interesse an der Praxis oder daran zu verstehen, wer ihre Großmutter war.
Im Alter von 30 Jahren begann Phyllis sich zu fragen, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte. In dieser Zeit der inneren Suche willigte sie ein, ihre Großmutter auf einer Seminarreise nach Puerto Rico zu begleiten und zu betreuen. Vor dieser Reise erhielt Phyllis die Meistereinweihung, aber keine Erklärung. Takata verriet nur, dass Phyllis ihr nun in Puerto Rico helfen könne.
Auf dieser Reise lernte Phyllis zum ersten Mal das Ausmaß des Einflusses und der Arbeit ihrer Großmutter kennen. Sie war in ganz Puerto Rico bei Takatas Reiki-Vorträgen anwesend. Gemeinsam führten sie zahlreiche Behandlungen durch und gaben Seminare. Phyllis begann ihre Ausbildung bei ihrer Großmutter, die jetzt ihre Lehrmeisterin war.
Im Laufe des nächsten Jahres gab sich Phyllis Zeit und Raum, um herauszufinden, ob Reiki die Berufung ihres Lebens sei. Am Ende dieser Zeit entschied sie sich für Reiki und teilte diese Entscheidung ihrer Großmutter mit. Takata war hocherfreut. Was folgte, war eine intensive Zeit des gemeinsamen Reisens, Lehrens und Praktizierens, in der ihre Großmutter sie darauf vorbereitete, ihre Nachfolgerin zu werden. Nach dem Tod von Hawayo Takata im Dezember 1980 ging die Funktion auf Phyllis über.
Wo immer Phyllis in ihrem Leben unterwegs war, schuf sie Verbindungen und baute Gemeinschaften auf.
1982 lud Phyllis die Meister*innen, die sie ausgebildet hatte, und die Meister*innen von Takata Sensei ein, sich auf Hawaii zu treffen. Dieses historische Meistertreffen legte den Grundstein für die Gründung von The Reiki Alliance im folgenden Jahr in Lumby, British Columbia, Kanada.
Von den frühen 1980er bis in die 1990er Jahre explodierte die Lehre von Reiki weltweit. Was ebenfalls explodierte, war eine Metamorphose der von Hawayo Takata gelehrten Kernpraxis. Angesichts der Verwirrung, die durch diese Veränderungen entstand, bat die Gemeinschaft von The Reiki Alliance Phyllis 1992, die Praxis, die sie von ihrer Großmutter erhalten hatte, zu definieren.
Phyllis und Paul Mitchell, einer von Takatas Meistern, bildeten eine Arbeitspartnerschaft, the Office of the Grandmaster. Nachdem sie die essenziellen Elemente des ihnen anvertrauten Heilsystems identifiziert hatten, arbeiteten sie mit Gruppen von Meister*innen auf der ganzen Welt zusammen, um unser Verständnis für die Geschenke, die diese Praxis bietet, zu vertiefen.
Phyllis reiste ausgiebig durch die Welt und traf sich mit Reiki-Schüler*innen aller Grade und Erfahrungen, um ihre Weisheit und Ermutigung zu teilen. Sie saß oft in Kreisen von Meister*innen und erforschte die sichtbaren und unsichtbaren Dimensionen der Reiki-Praxis, die uns zu größerem Engagement, Wachstum und Heilung aufrufen.
Wenige Wochen vor ihrem Tod erkannte Phyllis im Beisein eines Kreises von Meister*innen in ihrem Haus Johannes Reindl als ihren Nachfolger, Großmeister und Linienträger des Usui Shiki Ryoho in der Linie von Usui, Hayashi, Takata und Furumoto an.

Hawayo Takata, 1900-1980

Hawayo Takata wurde 1900 als Tochter japanischer Einwanderer auf Hawaii geboren. Sie wuchs in einem kleinen Dorf mit japanischen Plantagenarbeitern auf und war dem kulturellen Schmelztiegel Hawaii des frühen 20. Jahrhunderts ausgesetzt.
Als zierliches Kind, das während der Schulferien auf den Zuckerrohrfeldern arbeiten musste, war sie entschlossen, sich zu verbessern und eine Arbeit zu finden, die ihrer geringen Größe und entschlossenen Persönlichkeit entsprach. Sie wurde vom Manager der Zuckerplantage als Dienstmädchen eingestellt und stieg schnell in verantwortungsvollere Positionen auf. Dort lernte sie ihren Mann Saichi Takata kennen, mit dem sie eine Familie gründete.
In jungen Jahren wurde Saichi krank. Er und Hawayo reisten zur medizinischen Behandlung nach Japan, aber leider überlebte er nicht. Als sie selbst krank wurde, reiste sie mit ihren zwei kleinen Kindern ebenfalls nach Japan, um sich behandeln zu lassen.
Auf diesem Weg wurde sie Patientin in der Klinik von Chujiro Hayashi, wo sie durch Reiki ihre Gesundheit wiedererlangte, und Hayashis Schülerin wurde.
Hawayo Takata war eine begabte Reiki-Praktizierende. Sie wurde eingeladen, für einige Monate bei der Familie Hayashi zu leben, um ihre Erfahrungen unter der Leitung und Führung ihres Lehrers zu vertiefen. Als sie 1936 nach Hawaii zurückkehrte, eröffnete sie ihre eigene Praxis und führte Reiki in der japanischen Gemeinschaft ein.
In den Jahren 1937-38 reiste Chujiro Hayashi für fünf Monate nach Hawaii. Gemeinsam behandelten und unterrichteten er und Hawayo Takata in den japanischen Gemeinschaften auf Kaua‘i und O‘ahu. Bevor er Hawaii verließ, schloss er ihre Meisterausbildung ab, erkannte sie öffentlich an und erteilte ihr den Auftrag, die Praxis und das Unterrichten der Usui-Methode der Reiki-Heilung fortzusetzen.
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs kehrte Hawayo Takata nach Japan zurück, um bei ihrem Lehrer zu sein. Vor seinem Übergang, bei dem sie anwesend war, bat er sie, seine Nachfolgerin zu werden.
Takata widmete sich voll und ganz der Praxis, die sie erhalten hatte. Reiki war ihr Leben. Durch ihre hingebungsvolle Praxis und ihren wachsenden Bekanntheitsgrad wurde Reiki über die japanische Gemeinschaft auf Hawaii hinaus bekannt. Diese Ausbreitung erforderte, dass sie das, was sie in der Kultur des traditionellen Japans erhalten hatte, für das globale Verständnis übersetzte. Dabei destillierte sie die Essenz in eine einfache und kraftvolle Praxis, die die menschliche Reise zur Ganzheit und Heilung nährt und unterstützt. Durch die Überwindung dessen, was uns trennt, verbindet uns das Praktizieren mit einer ständigen bewussten Beziehung zur Essenz des Lebens. Wir werden in unserem angeborenen Drang zur Ganzheit geführt und unterstützt.
Wir wissen von 22 Meisterinnen und Meistern, die Hawayo Takata vor ihrem Tod anerkannte, um die Praxis des Reiki in die Welt zu tragen. Zu ihrer Nachfolgerin als Großmeisterin und Linienträgerin erwählte sie ihre Enkelin, Phyllis Lei Furumoto.
Chujiro Hayashi, 1880 – 1940
Chujiro Hayashi, ein engagierter Schüler von Mikao Usui, gründete eine Klinik und ein Forschungszentrum für die Usui-Methode des Reiki. Aus seiner klinischen Praxis heraus stellte er ein Behandlungshandbuch zusammen, das spezielle Handpositionen für viele spezifische Krankheiten hervorhob. Sein Forschungszentrum eröffnete in den 1930er Jahren Zweigstellen in ganz Japan und bildete Schüler*innen aus, deren Zahl wahrscheinlich in die Tausende ging.
Als Marineoffizier im Ruhestand widmete Chujiro Hayashi den Rest seines Lebens der Reiki-Heilkunst. Da er damals unter Druck gesetzt wurde, sich an den Kriegsanstrengungen in Japan zu beteiligen, entschied er sich, lieber seinen Körper zu verlassen, als sich an den Zerstörungen des Krieges zu beteiligen.
1935, fünf Jahre vor Hayashis Tod, überwies der angesehene Tokioter Chirurg Dr. Tomosuke Maeda eine junge Frau aus Hawaii an Hayashis Klinik. Damals ahnte noch niemand, dass sie Hayashis wichtigste Schülerin werden und 1936 damit beginnen würde, Reiki in den Westen zu bringen.

Mikao Usui, 1865 – 1926

Mikao Usui, der Begründer der Praxis, die wir als Reiki kennen, lebte in Japan zu einer Zeit großer kultureller Expansion und Veränderung. Er war ein fleißiges und entschlossenes Kind. Als er erwachsen wurde, strebte er danach, seinen wahren Weg zu finden.
In der von Hawayo Takata erzählten Geschichte war Usui Sensei von der Frage fasziniert: «Wie hat Jesus geheilt?» Diese Frage drängte ihn dazu, zu reisen und verschiedene Texte zu studieren, die ihn schließlich dazu brachten, den heiligen Berg Kurama, außerhalb von Kyoto, zu besteigen, wo er 21 Tage lang fastete und meditierte. Am Ende dieser Vorbereitungszeit war er für die Reiki-Methode empfänglich.
Nachdem er diese Behandlungsform an sich selbst, seiner Familie und Freunden geprüft hatte, begann er, seine Entdeckung mit anderen zu teilen. Mit der Zeit verbreitete sich sein Ruhm: Er zog viele Schüler*innen an und heilte viele Menschen. Im Jahr 1926 erkrankte er auf einer Seminarreise und starb. Seine Meisterschüler*innen setzten seine Arbeit fort und brachten die Praxis des Reiki in die Welt.